off to la réunion #überdenwolken

20.30 Sitze nun endlich im Flugzeug. Zwar mit einer halben Stunde Verspätung (hoffentlich erwisch ich meinen Anschluss in Istanbul!), dafür aber mit geschwollenen Augen und viel zu viel Gepäck. Doch obwohl ich einige Kilo mehr eingepackt hatte als erlaubt, musste ich keinen Cent Übergepäck bezahlen. Vermutlich hatten die Bediensteten Mitleid mit mir, denn ich zelebrierte den Abschied von meinem Freund dramatischer, als er in einem kitschigen Hollywoodfilm dargestellt wird. Ich heulte wie ein Schlosshund und klammerte mich an ihn, als würden wir uns nie wieder sehen. Sogar einer älteren Dame, die uns beobachtete, kullerten Tränen über die Wangen. Tja, ich bin nun mal eine kleine Dramaqueen und schließlich muss man manchmal seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Jetzt geht’s mir dafür blendend und ich fühle mich frei wie ein Vogel: Kein Job, keine Verpflichtungen, dafür Sonne, Strand und Meer und das gleich vier Monate lang. Besser geht's echt nicht!

21.45 Sitze immer noch im Flugzeug, die Zeit vergeht kaum. Ich kaue türkischen Honig, starre in die dunkle Nacht hinaus und male mir aus, wie die nächsten Monate wohl aussehen werden. Ich bin schon so gespannt, was auf mich zukommen wird. Ich freue mich, der kalten Jahreszeit, die ich so verabscheue, entfliehen zu können und genieße die Stille.

22.05 Wir bekamen gerade Essen: Salat, Pasta und Schokoküchlein. In den nächsten Stunden werde ich wohl vier Mal ein Menü bekommen, denn ich muss insgesamt drei Mal umsteigen. Ich gönne mir gerade noch ein Gläschen Rotwein, damit schlaf ich dann bestimmt besser. So lässt sich’s leben!

22.10 Warum trinken beim Fliegen eigentlich so viele Menschen Tomatensaft?

22.25 Trinke gerade Tomatensaft. Immer dieser Gruppenzwang! Schmecken tut er nicht, aber das wusste ich eigentlich zuvor auch schon. Vielleicht ist er ja gesund wegen der Höhe und so... Tja, schaden wird’s wohl nicht.

02:00 Na toll, ich hab zwar diesen Flug erwischt, aber jetzt steht der Flieger schon wieder seit über einer Stunde. Hoffentlich erwisch ich meinen Anschluss in Johannesburg!

03:00 Vor mir sitzt eine Italienerin, die die ganze Zeit mit ihrem Sitz hin und her wackelt, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Sogar ihr Mann ist schon extrem genervt von ihrem Getue. An und für sich wäre mir das ja völlig wurscht, aber mein Fernsehbildschirm hängt an ihrer Rückenlehne. Doch schlafen ist ohnehin viel besser als fernsehen...

08:15 Eigentlich konnte ich ganz gut schlafen. Zumindest in den kurz andauernden Pausen, welche die Italienerin, die vor mir sitzt, nicht gerade schnarchend verbrachte. Ich wollte mir als Ablenkung einen Film anschauen, denn wenn sie schnarcht, wackelt sie zumindest nicht mehr hin und her, aber die doofen Flugzeug-Ohrstöpsel passen nicht in mein Ohr. Ich weiß auch nicht warum, aber ich hab andere Menschen beobachtet und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass es an meinen Ohren liegt. Denn sogar Kinder bekommen die Kopfhörer in ihr winziges Öhrchen- offensichtlich hab ich einen anderen Gehörgang oder so. Ich hätte ja meinen iPod mit, jedoch befindet sich der irgendwo in meinem Handgepäck und den Inhalt wollte ich nicht vor der gesamten Mannschaft auspacken. Außerdem komm ich zu den Gepäckträgern ohnehin nicht alleine hinauf und 15 Kilo kann ich nicht so lockerflockig  einfach hinauf buxieren.

08:45 Bin noch einmal kurz eingepennt. Habe von meiner Sitznachbarin geträumt. War mir aber nicht ganz sicher, ob wir nicht doch gerade geplaudert haben und ich mir in meinem Delirium nur einbilde, geträumt zu haben. Während ich darüber nachdachte bemerke ich, dass ich an ihrer Schulter lehnte. Ich habe definitiv geschlafen und zwar auf ihrer Schulter- wie peinlich!

09:00 Ach, wie sehr ich flauschige Wolken liebe! Ich könnte stundenlang beobachten, wie sie an mir vorbeiziehen.

13:15 Ich komme mir so blöd vor, bin gerade mit einem riesigen Koffer, einem vollgestopften Rucksack, einer Tasche, zwei Jacken im Arm und einem Apfel im Mund herumgelaufen und wäre das nicht genug, befanden sich auf meinem Köpfchen drei Hüte, weil ich mich nicht entscheiden konnte, welchen ich zuhause lassen sollte. Ich werde ganz gewiss alle brauchen, ja klar!

14:20 Vor dem Flughafen in Johannesburg hatte ich am meisten Angst, aber ganz im Gegenteil: Er ist so übersichtlich und alle Bediensteten sind unglaublich nett. Außerdem gibt es endlich Ohrstöpsel, die auch in meine Ohren passen. Ich gucke  gerade „Beim Leben meiner Schwester“.

15:05 Der Film ist so traurig! Ich heule, obwohl ich ihn schon mehrmals gesehen habe und ganz genau weiß, was als nächstes kommt. Scheinbar bin ich derzeit sehr nahe am Wasser gebaut.

16.20 Wir fliegen gerade in den Sonnenuntergang, der ganze Himmel ist ein Regenbogen! Den Sonnenuntergang über den Wolken erleben, zählt wohl zu den schönsten Dingen überhaupt (siehe Foto).

16.30 To Do Liste für La Réunion: Wohnung suchen, inskribieren, Kurse wählen, Spaß haben, nette Menschen kennenlernen, surfen lernen, Tauchschein machen, Vulkan besteigen, nach Mauritius fliegen, viele schöne Fotos machen, Leben genießen.

17:55 Bald landen wir auf Mauritius und dann flieg ich nur mehr eine dreiviertel Stunde bis La Réunion. Ich bin schon so aufgeregt! Hoffentlich holt mich das Taxi auch wirklich ab wie per Mail besprochen.

20.05 Bin jetzt in Mauritius. Der Flughafen ist winzig und alle reden nur mehr französisch. Hier sind -genauso wie auf La Réunion- zwei Stunden Zeitunterschied zu Österreich. In wenigen Stunden bin ich dann endlich in Saint-Denis, jippi!